
Während meine Kollegen und der Großteil der Branche in Genf waren, die „Watches and Wonders“ genossen und die Sehenswürdigkeiten und Geräusche der größten Handelsmesse des Jahres in sich aufgenommen haben, habe ich dieses Jahr von zu Hause aus zugeschaut. Ich habe meinen erstgeborenen Sohn zur Welt gebracht und bin weniger als zwei Wochen später umgezogen (anscheinend bin ich ein echter Straftäter, aber ich schweife ab). Dadurch hatte ich Zeit, die allgemeinen Weltnachrichten zu verarbeiten, da ich nicht den ganzen Tag von einem Meeting zum nächsten hetzen musste. Eine der Nachrichten, die die Nachrichten dominiert hat, war die Einführung von Trumps neuen Zöllen auf globale Exporte in die USA. Die erste Reaktion darauf war … gelinde gesagt negativ.
Alles begann mit einem finanziellen Donnerschlag: Die Aktienmärkte brachen weltweit nach Präsident Donald Trumps Zollankündigung ein. Der US-amerikanische S&P 500-Index stürzte an einem einzigen Tag um fast 5 % ab und vernichtete weltweit Unternehmen im Wert von rund 2 Billionen US-Dollar. Europäische Luxusaktien folgten diesem Beispiel und brachen stark ein, als die Anleger die Nachricht verarbeiteten. Es war der schlimmste Tag an der Wall Street seit 2020, und die Auswirkungen waren von New York bis Tokio (und auch hier im verregneten Manchester) spürbar. Diese dramatische Marktreaktion unterstreicht, wie wichtig Trumps neue Handelsmaßnahmen sind – nicht nur für die Big Tech- und Automobilindustrie, sondern auch für eine der stolzesten Exportbranchen der Schweiz: Luxusuhren.
Alles Gute zum Tag der Befreiung, Leute!
Im Zentrum der Turbulenzen stehen die umfassenden Einfuhrzölle, die Trump in seiner handelspolitischen Rede zum „Tag der Befreiung“ vorstellte. Der Plan sieht einen Pauschalzoll von 10 % für alle US-Handelspartner vor, mit höheren „gegenseitigen“ Aufschlägen für bestimmte Länder. Die Schweiz hat auf ihre Waren für die USA einen hohen Zollsatz von 31 % erhoben – den höchsten unter den US-Verbündeten. Zum Vergleich: Die Europäische Union muss mit einem Zollsatz von 20 %, Großbritannien mit 10 % und China mit satten 34 % rechnen. Die Nachricht von diesen beispiellosen Zöllen – den höchsten US-Einfuhrzöllen seit fast einem Jahrhundert – verschreckte sofort Investoren, die einen globalen Handelskrieg und höhere Verbraucherpreise befürchteten. Inmitten des Chaos gerieten Schweizer Uhrenhersteller plötzlich in die Zwickmühle der internationalen Handelspolitik.

Schweizer Uhren im Kreuzfeuer
Für die traditionsreiche Schweizer Uhrenindustrie sind die Vereinigten Staaten von entscheidender Bedeutung. Amerika entwickelte sich kürzlich zum wichtigsten Markt für Schweizer Uhren und macht rund 16,8 % der Schweizer Uhrenexporte (im Wert von rund 4,4 Milliarden Franken) aus. Zum Vergleich: Fast jeder sechste Franken, den die Branche mit Exporten verdient, stammt von amerikanischen Sammlern und Verbrauchern. Diese Zollbombe trifft somit die Schweizer Uhrenindustrie direkt vor der Haustür.
Unseres Wissens nach gelten die Zölle für Schweizer Uhrenmarken, die ihre Produkte zur Weiterverbreitung in die USA liefern, auf die Exportpreise der Uhren (nicht auf die Einzel- oder Großhandelspreise). Beim Direktkauf einer Uhr bei einem Schweizer Händler fällt der Zoll von 31 % jedoch auf den Verkaufspreis (ohne Schweizer Mehrwertsteuer) an. Im letzteren Fall kostet eine Uhr fast ein Drittel mehr, wenn sie einen amerikanischen Käufer erreicht. Beispielsweise würde eine Uhr mit einem Preis von 20.000 CHF (ca. 23.000 $) nun rund 6.000 CHF an zusätzlichen Einfuhrzöllen verursachen. In beiden Fällen werden Schweizer Uhren für amerikanische Sammler zu einem deutlich teureren Luxus als noch letzte Woche.
Natürlich sind Verkäufer und Distributoren von Schweizer Uhren alarmiert. Geschäfte hängen nun in der Schwebe, da US-Kunden verständlicherweise vor den plötzlichen Preiserhöhungen zurückschrecken. Sollten Einzelhändler beschließen, die Listenpreise zu erhöhen, um die Zölle zu decken, riskieren sie einen Nachfragerückgang. Versuchen sie jedoch, die Kosten zu absorbieren, werden die ohnehin schon geringen Gewinnmargen bis zum Zerreißen strapaziert. Dieser Druck wird voraussichtlich Schweizer Uhren der Einstiegs- und Mittelklasse am härtesten treffen, da Käufer in diesen Preisklassen tendenziell preissensibler sind und die Marken weniger Spielraum bei ihren Margen haben. Selbst im oberen Preissegment ist die Rechnung entmutigend. Kurz gesagt: Egal, ob Sie eine unabhängige Boutique oder ein namhaftes Maison sind, der Verkauf von Schweizer Uhren an Amerikaner ist zu einer weitaus komplizierteren Angelegenheit geworden.
Die wochenlange Partybremse
Die Nervosität der Branche wurde noch verstärkt durch den Zeitpunkt der Ankündigung. Die Nachricht traf mitten auf der Watches and Wonders ein. Was eine Woche voller Champagner-Toasts und optimistischer Geschäftsabschlüsse hätte werden sollen, verwandelte sich schnell in eine düstere Stimmung. Hinter dem Mangel an Tageslicht, den hell erleuchteten Ständen und den neu gehypten Uhren machten sich die Führungskräfte Sorgen um die Zukunft.
Viele hatten gehofft, die Uhrenbranche könnte den Zöllen entgehen – schließlich gibt es im Gegensatz zu Autos oder Elektronik praktisch keine mechanische Uhrenproduktion auf US-amerikanischem Boden. Anders ausgedrückt: Eine hohe Steuer auf Schweizer Uhren wird die amerikanische Uhrenindustrie nicht auf magische Weise ankurbeln; sie macht die echten Schweizer Artikel für Amerikaner lediglich teurer. Diese Tatsache versetzte Schweizer Insider in Verlegenheit und Besorgnis. Treffen mit US-Partnern auf der Messe wurden Berichten zufolge abgesagt, und die Gespräche waren von einer angespannten Stimmung geprägt. Es ist eine bittere Wendung: Ausgerechnet in der Woche, in der die Schweiz ihre Uhrentradition auf der Weltbühne feiert, überschattet ein handelspolitischer Schritt aus Washington die Feierlichkeiten.
Ein wichtiger Markt ist nun gefährdet
Warum schmerzt dieser Zoll so sehr? Die Schweizer Uhrenindustrie hat sich in den letzten Jahren immer stärker auf die amerikanische Nachfrage gestützt. Nach dem Pandemie-Schock erholten sich die US-Verkäufe stark und wuchsen 2024 um etwa 5 %, was die Schweizer Exportzahlen stützte. Im Gegensatz dazu schwächelte der einst boomende chinesische Markt. Die Schweizer Uhrenlieferungen nach China brachen im vergangenen Jahr aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten um über 25 % ein. Tatsächlich haben die US-Verbraucher die Lücke geschlossen, die der abkühlende asiatische Markt hinterlassen hat. Schweizer Uhrenhersteller, von Luxusmarken wie Rolex, Patek Philippe und Vacheron Constantin bis hin zu Volumenmarken wie Longines und Tissot, profitierten allesamt vom anhaltenden Interesse der Amerikaner an Schweizer Uhren. Nun, da ein 31-prozentiger Zoll die US-Nachfrage zu dämpfen droht, ist diese wichtige Lebensader in Gefahr. Es geht um weit mehr als nur um weniger Millionen in den Kassen der großen Marken.
Die weitreichenden Folgen gehen über bloße Umsatzeinbußen in diesem Quartal hinaus. Sollten US-Verbraucher weniger neue Schweizer Uhren kaufen (oder amerikanische Einzelhändler aufgrund höherer Kosten ihre Bestellungen kürzen), könnten die Schweizer Hersteller mit steigenden Lagerbeständen und einem knapperen Cashflow rechnen. Kleinere Zulieferer und Komponentenhersteller – das Ökosystem der Teilehersteller, das die großen Marken beliefert – sind bereits verunsichert, da einige US-Kunden Projekte pausieren.
Außerdem drohen Vergeltungsmaßnahmen oder ein anhaltender Handelskrieg. Die Schweizer Regierung hat ihr Bekenntnis zum Freihandel bekräftigt und angedeutet, Gespräche oder Rechtsmittel aufzunehmen. Eine Lösung könnte jedoch Zeit brauchen. In der Zwischenzeit müssen Schweizer Uhrenhersteller entscheiden, wie sie reagieren. Einige könnten geplante Investitionen oder Expansionen zurückstellen. Andere könnten ihre Preisstrategie stillschweigend anpassen und möglicherweise weltweit Preiserhöhungen einführen, um die Auswirkungen abzumildern, oder andere Märkte priorisieren, falls das amerikanische Segment dramatisch nachlässt. Das Risiko besteht darin, dass ein zollbedingter Einbruch in einem ihrer wichtigsten Märkte die Erholung der Branche nach der Pandemie aus dem Ruder laufen lassen könnte, gerade als sie sich zu stabilisieren begann.
Wo ein Wille ist, ist meist auch ein Weg.
Es ist erwähnenswert, dass Käufer von Luxusuhren leidenschaftliche Sammler sind; eingefleischte Sammler werden ihr Hobby nicht einfach wegen Zöllen aufgeben. Wir könnten kreativere Lösungen sehen, wie den verstärkten Kauf gebrauchter Uhren, die sich bereits in den USA befinden, oder Reisende, die Uhren im Ausland kaufen und mit nach Hause nehmen (natürlich im Rahmen der gesetzlichen Grenzen). Solche Anpassungen brauchen jedoch Zeit und können den Rückgang der Neuuhrenverkäufe nicht vollständig kompensieren.
Besorgniserregender sind die psychologischen Auswirkungen: Handelsspannungen und Marktvolatilität können das Verbrauchervertrauen schwächen. Sollte sich das globale Wirtschaftswachstum aufgrund eines eskalierenden Zollstreits verlangsamen, werden die Folgen alle Luxussektoren treffen, auch Schweizer Uhren. Der US-Markt ist für die Gesundheit der Schweizer Uhrenhersteller von entscheidender Bedeutung, insbesondere angesichts der unsicheren Aussichten Chinas. Die nervöse Stimmung in Genf spiegelt die Erkenntnis wider, dass es sich bei diesem Problem nicht nur um eine vorübergehende Erscheinung handelt, sondern dass es die Strategie der Branche auf absehbare Zeit auf die Probe stellt.
Unsichere Zeiten meistern
Wie geht es nun mit der Schweizer Uhrenindustrie weiter? Kurzfristig richten sich alle Augen auf diplomatische Bemühungen und mögliche Anzeichen für eine Rücknahme oder eine Herabsetzung der Zölle. Die Geschichte zeigt, dass umfassende Zölle ein zweischneidiges Schwert sein können und oft Industrie und Verbraucher auf beiden Seiten der Grenze schädigen. Schweizer Behörden und Branchenverbände werden sich voraussichtlich intensiv für Ausnahmen oder eine schnelle Lösung einsetzen und betonen, dass der Luxusuhrenhandel seit langem sowohl der Schweizer Wirtschaft als auch amerikanischen Einzelhändlern und Sammlern zugutekommt. In der Zwischenzeit müssen sich Schweizer Marken anpassen.
Es könnte sein, dass Marken ihre Lieferungen in die USA verzögern, bis Klarheit herrscht, oder einige Lieferungen beschleunigen, bevor der Zoll am 9. April offiziell in Kraft tritt. Preisstrategien werden neu bewertet; einige Unternehmen könnten vorübergehend einen Teil der Kosten übernehmen, um ihre US-Partner zufriedenzustellen, während andere geringere Mengen akzeptieren könnten, um ihre Margen zu erhalten. Keine der Entscheidungen ist einfach, und jede birgt Risiken.
Abschließende Gedanken zu Trumps Zöllen und ihren möglichen Auswirkungen
Klar ist, dass die Schweizer Uhrenindustrie ein herausforderndes Kapitel beginnt, das kaum jemand erwartet hatte. Gerade als sich die globalen Lieferketten von der Pandemie erholt hatten und die Nachfrage wieder anzog, sorgte die Geopolitik für eine weitere Überraschung. Ein Lichtblick ist jedoch die Widerstandsfähigkeit, die diese Branche immer wieder bewiesen hat. Die Schweizer Uhrenindustrie hat Weltkriege, Störungen durch die Quarztechnologie, eine Pandemie und Finanzkrisen überstanden. Zölle sind zwar schmerzhaft, stellen aber eine weitere Hürde dar, die es mit Einfallsreichtum und Geduld zu überwinden gilt. Im weiteren Verlauf der Situation wird es in Schweizer Vorstandsetagen und Workshops voraussichtlich darum gehen, flexibel zu bleiben und die Begeisterung der Uhrenliebhaber zu wecken – ob mit oder ohne Zölle. Schließlich lässt sich der Reiz einer fein gearbeiteten Schweizer Uhr nicht so leicht durch Politik trüben.
Nun, insbesondere an unsere Fratelli in den USA: Wie stehen Sie zu diesem Thema? Sind Trumps Zölle ein vorübergehender Sturm oder ein langfristiger Wendepunkt für die Uhrenwelt? Wie sollte die Schweizer Industrie Ihrer Meinung nach reagieren? Teilen Sie uns Ihre Gedanken bitte in den Kommentaren unten mit und lassen Sie uns darüber diskutieren!